Zurück zur Startseite
Gütemessung an Spulen
Da die meisten Amateure über Meßmittel im 50 Ω
Bereich verfügen, habe ich überlegt, wie mit diesen Systemen die Güte von Spulen bei der
Nutzfrequenz gemessen werden kann, bei der sie später auch arbeiten sollen. Die Güte ist
frequenzabhängig, Messungen bei anderen Frequenzen sind wenig sinnvoll.
Mit der oben gezeigten Schaltung kann man die Güte von Spulen mit kleinen Induktivitätswerten
nicht mehr bestimmen.
Das Problem, welches zu lösen gilt, besteht in folgener
Problematik:
- Die Durchlaßkurve wird nicht nur von L, C und den Verlustwiderständen des
Serienschwingkreises Rs bestimmt, sondern immer auch vom Innenwiderstand des Meßsenders
und Eingangswiderstand des Pegelmessers.
- Die Genauigkeit der Gütemessung beim Serienschwingkreis wächst, je kleiner der
Innenwiderstand des Meßsenders und der Eingangswiderstand des Pegelmessers werden.
- Die Genauigkeit der Gütemessung beim Parallelschwingkreis wächst, je größer der
Innenwiderstand des Meßsenders und der Eingangswiderstand des Pegelmessers werden.
Zwei bessere Meßmethoden bieten sich an:
- Sehr hochohmige Messung, L und C als Parallelschwingkreis
- Sehr niederohmige Messung, L und C als Serienschwingkreis
Ich wählte die niederohmige Variante. Wie zu sehen, wird das 50 Ω
- System auf ein 1,27 Ω
- System transformiert. Bedingt durch die Übertrager wird auch nur für einen
eingeschränkten Frequenzbereich eine Messung möglich sein. Ich verwendete zunächst
AMIDON-Pulverkerne der Serie T50, bin dann aber auf sehr kleine Ferritringkerne umgestiegen.
Primär: 3 Windungen, sekundär 18 Windungen oder wie im Bild gezeigt primär 4 Wdg.,
sek. 24 Wdg. (ü=6)
Die Widerstandsteiler dienen für die Sicherstellung des Quell- und Lastwiderstandes von
1,27 Ω
. Ein UHF-Aufbau mit niedrigsten Leitungsinduktivitäten ist zu empfehlen, auch wenn "nur" bei
Kurzwelle gemessen wird. An die Punkte A und B kommt der Serienschwingkreis aus Testspule und
Testkondensator. Der Meßsender kommt an den einen
50 Ω
-Eingang, der Pegelmesser mit dem AD 8307 an den anderen. Der Ausgang des AD 8307 wird ans Multimeter
geschaltet. Wer einen geeichten Pegelmesser hat, ist besser dran.
Der Testkondensator ist ein Kondensator, dem ein hochwertiger Trimmer parallelgeschaltet ist. Mit diesem
wird die Resonanzfrequenz (maximaler Pegel) bei der Testfrequenz = Nutzfrequenz eingestellt. Sehr
interessant ist der Vorschlag von OM Traxler zur Erhöhung der Meßgenauigkeit. Er schlägt
vor, nicht die -3dB Punkte zu ermitteln, sondern die -10 dB Punkte. Sein Vorschlag, geschätzte
Korrekturfaktoren zu nutzen, finde ich nicht so gut. Mit dem oben gezeigten Aufbau sind die
äußeren Einflüsse ziemlich exakt bekannt und können in der Rechnung
berücksichtigt werden.
Eine Variante (Ostern 2003) ist diese:
Ich verwende 4mm Ringkerne, die mit 15 Windungen und 3 Windungen bewickelt sind. Die 15 Windungen
belegen den ganzen Wickelraum. Die 3 Windungen werden auf den Wickelraum aufgeteilt. Dadurch erreiche ich
einen Koppelfaktor von k = 0,9. Die Übertragungskurve leidet an der Streuinduktivität. Dadurch wird der
Systemwiderstand frequenzabhängig. Er schwankt trotz -20dB Dämpfungsglied im Bereich 3 MHz bis 30 MHz um 10%.
Es empfiehlt sich, mit einem Simulationsprogramm den Systemwiderstand für die Frequenzen festzustellen.
Im Bild ist der verwendete Trafo mit seinen Streuinduktivitäten (230nH) und seiner Gegeninduktivität (2,07 µH)
dargestellt. Das Übertragungsverhältnis bildet der ideale Trafo 5:1 nach.
Mit dem Verändern der Frequenz ist der Realanteil des Systemwiderstandes ablesbar, der Blindanteil im nH-Bereich
ist verschwindend klein:
alles MHz: |
1 |
1,5 |
2 |
2,5 |
3 |
4 |
5 |
6 |
8 |
11 |
13 |
17 |
21 |
23 |
25 |
29 |
33 |
38 |
42 |
50 |
alles Ohm: |
1,16 |
1,21 |
1,25 |
1,26 |
1,27 |
1,29 |
1,30 |
1,31 |
1,32 |
1,33 |
1,34 |
1,35 |
1,36 |
1,37 |
1,38 |
1,39 |
1,40 |
1,41 |
1,42 |
1,43 |
Wenn dann aus der Güte Q ( nach OM Traxler, über
die beiden -10 dB Punkte und die Formel Q = 3/v) die tatsächliche Güte der Spule QL ermittelt werden
soll, kommt statt des Abschätzens eine exaktere Berechnung zur Anwendung.
Dazu dient folgender Rechner, in den der Systemwiderstand, die obere -10dB Eckfrequenz, die untere -10dB Eckfrequenz und der Wert
des Testkondensators einzugeben sind:
Re ist bei z.B. 13 MHz 1.34 Ω
( Quellwiderstand = Lastwiderstand = 1.34 Ω). In Klammern die Werte des Beispiels.
Der Meßvorgang ist einfach. Meßsender an den Eingang, AD8307 an den Ausgang der
"Meßeinrichtung zur Gütebestimmung". Multimeter am Ausgang des AD8307, pro dB werden 25 mV Spannungsänderung
angezeigt):
- L messen (ca 0,8 µH), passendes C auswählen (180 pF, eng toleriert)
- Mit Generator Resonanzfrequenz einstellen (13,6 MHz)
- Mit Trimmer den Serienkreis auf Resonanz (maximale Ausgangsspannung am Pegelmesser) bringen.
- Wert am Digitalvoltmeter ablesen (1,912 V), das ist U1
- -10 dB-Werte ermitteln, also 250 mV von U1 abziehen, U2 = U1-250 mV = 1,662 V
- mit Generator beide Frequenzen suchen, wo sich U2 ablesen läßt, ergibt foben und funten (14689 KHz und 12597 KHz)
- Rechner füttern! (Ausgabe: Q = 99,7 und L = 0,761 µH)
Praktische Messungen im niederohmigen System wurden an Spulen im gesamten Kurzwellenbereich durchgeführt.
Aufbau meines Gütemeßsystems.
Ich verwendete zweiseitig kaschiertes Leiterplattenmaterial und ordnete leichtfertig die Spulen unterhalb und
die SMD oberhalb der Leiterplatte an. Die Enttäuschung folgte auf dem Fuß: Durch
Erdschleifen war die untere Meßfrequenz unsymmetrisch zur oberen Meßfrequenz, wenn die
Resonanzfrequenz die Symmetrieachse darstellen soll. Z.B. 50 MHz Resonanzfrequenz mit dem höchsten
Pegel am Pegelmesser, dann werden -10 dB Abfall bei z.B. 55 MHz zu messen sein. Zwangsläufig wird
dann ebenfalls ein -10 dB Abfall bei 45,455 MHz zu erwarten sein. War es aber nicht, denn durch die
Erdschleifen war die Entkopplung zwischen Ein- und Ausgang ungenügend. Bis 50 MHz möchte ohne
Anschaltung des Prüflings der Pegelmesser kaum etwas anzeigen. Jedoch erst nach dem Einbau von
6 Hohlnieten wurde die
Anordnung zur Gütebestimmung richtig funktionstüchtig für höhere Frequenzen.
Eingebaut wurde die Anordnung in einen Weißblechkasten. Zwischen den beiden Trafos
(3 Wdg/15 Wdg, auf 4mm Ferritringkern, Material 61 von Amidon) ordnete ich noch eine Trennwand an. Die
50Ω Eingänge sind BNC.
Literatur:
Dipl.-Ing. Fritz Traxler, DM 2 ARD, Zeitschrift "FUNKAMATEUR", Heft 7/1999, Seite 792
Prof. Dr. Ing. Janzen, DF6SJ, Zeitschrift "FUNKAMATEUR" Heft 4/1998, Seite 448
Zurück zur Startseite